Stadtgeschichte in der Fläche erlebbar machen

Die SPD-Fraktion stellt einen Antrag und bittet um Aufnahme des Punktes Stadtgeschichte in der Fläche erlebbar machen auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Ausschusses für Touristik, Gesundheit und Kultur.

Zu diesem Tagesordnungspunkt bitten wir um Beratung und Abstimmung des folgenden Antrages:

Die Verwaltung wird beauftragt:

  • ein Konzept zu erarbeiten, wie die Geschichte der Stadt Bad Salzuflen im öffentlichen Raum niederschwellig durch Beschilderungen an Bauwerken und auf Plätzen sowie durch diese Punkte verbindende Rundwege für die Bevölkerung erfahrbar gemacht werden kann. Eine vorläufige Einschätzung der Kosten und der Förderfähigkeit soll vorgelegt werden;
  • auch außerhalb des Kurparks durch eine Wegebeschilderung mehr auf die stadthistorische Ausstellung aufmerksam zu machen;
  • für ein haptisches Modell des historischen Innenstadtbereichs bis zum heutigen Kurpark eine Kostenschätzung vorzulegen.

Geschichte sichtbar machen

Bad Salzuflen hat in diesem Jahr zwar eine sehr gelungene stadthistorische Ausstellung erhalten, welche die verschiedenen historischen Epochen der Stadt beleuchtet, aber man findet bei dem normalen Gang durch die Stadt – neben den Gebäuden selbst – wenige Hinweise auf die reichhaltige Geschichte der Stadt.

Weder am historischen Rathaus, in der Langen Straße, auf dem Markt, dem Hafermarkt oder dem Salzhof, noch am Kurpark und -haus, dem Roten Platz, dem Katzenturm, an der Stadtmauer oder den Standorten ihrer ehemaligen Stadttore lässt sich etwas über die Vergangenheit der einzelnen Bauwerke und -denkmäler, oder auch über die Stadtgeschichte im Allgemeinen, erfahren. 

Neben der neuen Ausstellung, welche den Großteil des Jahres für Tagestouristen nur gegen ein Entgelt zu besuchen ist und die sich nicht unmittelbar im Stadtkern befindet und außerdem an die Öffnungszeiten von Kurpark und Wandelhalle geknüpft ist, besteht lediglich die Möglichkeit an Stadtführungen teilzunehmen. Eine Erkundung der Stadtgeschichte auf eigene Faust ist hingegen ohne Weiteres nicht möglich.

Für eine Stadt, die sich selbst als Anlaufpunkt insbesondere für Kurzzeittouristen sieht und die in diesem Kontext gerade mit Ihrer Altstadt aufwarten möchte, stellt gerade die konsistente Darstellung Ihrer Geschichte im öffentlichen Raum einen Standortfaktor im Sinne des strategischen Ziels „Gesundheit, Tourismus und Kultur“ dar.

Vorhandenes nicht  zeitgemäß und ausreichend

Die in verschiedenen Jahren sehr vereinzelt angebrachten Hinweisschilder und die wenigen mittlerweile weitgehend verschwundenen beleuchteten QR-Codes, konnten hier auch keine adäquate Abhilfe schaffen.

Derzeit beschränkt sich die Außendarstellung auf je ein Hinweisschild zur Bad Salzufler Altstadt an Autobahn und Bundesstraße, während man – dann in der Innenstadt angelangt – jegliche weitere Information, warum sich diese dort eigentlich befindet, schuldig bleibt.

Aber auch für die Bürgerinnen und Bürger ist es so schwieriger, sich über die eigene Stadtgeschichte zu informieren und damit auch, sich mit der Stadt zu identifizieren. Gerade kleinere Schilder und Plaketten mit Erklärungstexten oder auch historischen Fotoaufnahmen und Zeichnungen stellen ein niederschwelliges Angebot dar, um sich auf dem Weg zum Einkauf, vom Arzt, beim Spaziergang oder während man auf einen Bus wartet, kurz über die eigene Heimatstadt zu informieren. 

Barrierefreiheit ist wichtig

Denkbar wären – neben einfachen Texten und Abbildungen – ferner etwa barrierefreie Audioversionen oder tiefergehende und aktualisierbare Informationen, welche sich über einen zusätzlich auf den Schildern angebrachten QR-Code abrufen ließen. Dabei sollte auch eine bilinguale Gestaltung – gegebenenfalls in einer verkürzten Fassung – berücksichtigt werden. 

An zentralen Plätzen sollten ausführlichere Tafeln aufgestellt werden, die zu größeren Themenkomplexen aufklären (Bsp.: Salzhof: Salzgewinnung; Roter Platz: Kurbetrieb; Alter Markt: Anfänge der Stadtgeschichte). Unter dem Gesichtspunkt der Barrierefreiheit und als Blickfang könnte außerdem die Aufstellung eines haptischen Stadtmodells in Erwägung gezogen werden, wie sie bereits in Detmold und in Lügde aufgestellt worden sind. 

Die verschiedenen Standorte sollten schließlich durch einen oder mehrere, mit dezenten Hinweisschildern oder Bodenplaketten gekennzeichnete, thematische Rundwege miteinander verbunden werden. Zu der bzw. den Routen ist ein Flyer mit Karte für die Information der Touristen hilfreich, der auch online zur Verfügung steht.

Konzept auch für Schötmars Stadt- und Industriegeschichte

Eine Adaption des Konzepts auf den Stadtteil Schötmar und seine Stadt- und Industriegeschichte ist in diesem Zusammenhang auch in Erwägung zu ziehen und wünschenswert.

Die Erarbeitung sollte insgesamt unter intensiver Einbeziehung des Stadtarchivs und des Heimat- und Verschönerungsvereins Bad Salzuflen e.V. erfolgen. Für die konzeptionelle Beratung und das Design könnte zudem auf einen externen Dienstleister mit Erfahrung für eine zeitgemäße Darstellung zurückgegriffen werden, wie sich dies bereits bei der stadthistorischen Ausstellung bewährt hat.

Förderung von bis zu 80 Prozent möglich

Für eine Umsetzung kann möglicherweise zudem auf Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen („Heimat-Zeugnis“) zugegriffen werden. Im Rahmen dieses Förderprogramms werden Kommunen bei einem Investitionsvolumen von mindestens 100.000 Euro mit bis zu 80 % bei Projekten gefördert, „[…] mit denen in herausragender Weise lokale und regionale Geschichte, Traditionen sowie lokale und regionale Besonderheiten aufgearbeitet und öffentlich präsentiert werden. Dies umfasst auch die Einbeziehung des Präsentationsortes (Gebäude, öffentlicher Raum) sowie die Herrichtung oder Inszenierung von historischen Gebäuden, Museen, Plätzen oder Orten. […]“. Die Einrichtung von „Denkmal-Pfaden“ wird im FAQ zum Förderprogramm explizit als Verwendungsbeispiel genannt.

Ansprechpartner

Robin Meier